Informationstag für Grundschüler und ihre Eltern an der AvH muss ausfallen

Schulleitung betont, dass sich Grundschüler beruhigt für das Gymnasium entscheiden können

LAUTERBACH (pm). Die Schulleitung des Lauterbacher Gymnasiums sieht sich mit Bedauern gezwungen, auf dringenden Wunsch des Schulträgers den für Samstag geplanten Informationstag für Grundschüler und ihre Eltern abzusagen. Die Schule hatte zwar ein ausgefeiltes Hygienekonzept erarbeitet, jedoch lassen die hohen Fallzahlen im Vogelsbergkreis eine Präsenzveranstaltung derzeit nicht zu. Gerade vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Grundschüler mit Schulschließungen, Distanz-, Wechselunterricht erscheint dem Schulleitungsteam der AvH der Beratungsbedarf der Eltern mit Blick auf den Wechsel von der Grundschule in eine weiterführende Schule eher höher auszufallen als in den Jahren vor der Pandemie.

Dass sich der Alltag von Schülerinnen und Schülern in den letzten beiden Jahren der Pandemie geändert hat, ist bekannt. Mit der unvorbereiteten Umstellung auf Homeschooling im Jahr 2020 und dessen Fortsetzung 2021 gerieten viele Eltern und Kinder an ihre Grenzen – eine Erfahrung, die sich nun in der Wahl der fortführenden Schule niederschlägt. Warum Eltern und Kinder trotz Pandemieerfahrung gelassen sein und eine gymnasiale Schulbildung anstreben können, erläutern Gitta Holloch und Joachim Gerking von der Alexander-von-Humboldt-Schule.

Wie erleben Sie derzeit die Stimmung bei den Eltern der Viertklässler?

Gitta Holloch: Angesichts der bevorstehenden Wahl der weiterführenden Schule sehen wir derzeit, dass viele Eltern sich mit Blick auf die pandemiebedingten Unterrichtseinschränkungen die Frage stellen, ob ihre Kinder mit dem Wissensstand, den sie nach zwei Pandemiejahren mitbringen, gut genug vorbereitet sind, um ein Gymnasium zu besuchen. Während wir noch vor Corona oft erlebt haben, dass Eltern ihre Kinder sehr positiv eingeschätzt haben und ihnen ohne weiteres den Besuch des Gymnasiums zugetraut haben, überwiegt jetzt die Vorsicht und die Angst, den Kindern zu viel zuzumuten.

Joachim Gerking: Die Eltern haben im Distanzunterricht ihre Kinder zuhause beim Lernen beobachtet und manchmal mit Sorge festgestellt, dass die Motivation und Selbstorganisation nicht ausreichend ausgeprägt sind, um selbstständig zu lernen. Dies lässt aber keine Rückschlüsse auf das Lernverhalten der Kinder im regulären Unterricht im Klassenverband zu.

Gitta Holloch: Dass zu Beginn der Pandemie von einem Tag zum anderen die Schulen geschlossen wurden, war ein regelrechter Schock für die Kinder, viel größer, als wir als Erwachsene uns das vielleicht vorstellen können. Urplötzlich mussten sie ohne den Klassenverband auskommen, ohne persönlichen Kontakt zu ihren Mitschülern und den Lehrkräften. Dabei ist es genau diese Mischung, die Kinder zum Lernen motiviert. In der Klasse lassen sie sich mitziehen und die Frage der Selbstmotivation stellt sich überhaupt nicht.

Joachim Gerking: Diese Frage betrifft aber nicht nur die Viertklässler, sondern alle Schülerinnen und Schüler – auch die bereits auf dem Gymnasium sind. Es sind nicht so sehr die Lernrückstände, die uns beschäftigen, sondern die Lernhaltung unserer Lernenden, die unter den Unterbrechungen des Präsenzunterrichts in der Pandemie gelitten hat. Darauf müssen alle Lehrpersonen verstärkt Rücksicht nehmen und eingehen. Mit der Betonung auf ein gutes und lernwirksames Unterrichtsklima sehen wir uns auf einem guten Weg, die Lernenden an den schulischen Alltag und dessen Anforderungen wieder heranzuführen. Dies spürt man auch schon, nachdem der Unterricht in diesem Schulhalbjahr wieder regelmäßig stattfindet.

Was bedeutet die Absage des Informationstages für Sie?

Gitta Holloch: Die Viertklässler und ihre Eltern hätten im persönlichen Kontakt mit der Schulleitung und den Lehrpersonen die herzliche Atmosphäre an unserer Schule erlebt. Zugleich hätten sie auch einen Eindruck von den vielfältigen unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Angeboten der Schule gewonnen und gesehen, wie digitale Bausteine den Präsenzunterricht mittlerweile ergänzen und bereichern können. Insofern lässt sich dieser Tag auch nicht durch andere Informationskanäle und -angebote adäquat ersetzen.

Wird es trotzdem zusätzliche Informationsangebote für Eltern geben?

Joachim Gerking: Zunächst einmal finden die Viertklässler und ihre Eltern wichtige und interessante Informationen über unsere Schule in einem Kurzvideo auf der Startseite unserer Schulhomepage (www.avh-lauterbach.de). Die Schulhomepage bietet auch sonst viele Einblicke in die pädagogischen Konzepte und Angebote unserer Schule. Vormerken können sich Eltern und Viertklässler schon einmal Freitag, den 11. Februar, 16.00 bis 17.00 Uhr. Hier ist geplant, in einer Zoom-Konferenz die Fragen der Viertklässler und ihrer Eltern zu beantworten und Einblicke in das Schulleben zu geben. Genauere Informationen zu diesem Angebot werden auf der Schulhomepage und in der Presse veröffentlicht.

Gitta Holloch: Selbstverständlich kann man auch jederzeit individuelle Fragen per Telefon oder per Mail an uns richten. Mit dem jetzt ausfallenden Informationstag ist es natürlich nicht so gelaufen, wie wir es uns gewünscht hätten. Unsere Lehrpersonen hatten sich schon gefreut, an diesem Tag die zukünftigen Fünftklässler kennenlernen und ihnen unsere Schule zeigen zu können. Das müssen wir jetzt auf die Zeit nach den Sommerferien verschieben. Die Freude auf die zukünftigen Fünftklässler ist dennoch groß.

Neben der Anmeldung der Kinder zur weiterführenden Schule, die über die Grundschulen vorgenommen wird, steht vor den Sommerferien bereits ein wichtiger Termin für deren Eltern an der Schule an. Am Donnerstag, dem 14. Juli 2022 findet um 19.30 Uhr der erste Elternabend der neuen Stufe 5 statt, an dem die Eltern die zukünftigen Klassenlehrer kennenlernen werden. Für die Klasseneinteilung gilt, dass die Kinder bei uns in der Regel mit den Schülerinnen und Schülern zusammen in einer Klasse sein werden, mit denen sie auch schon in der Grundschulklasse zusammen waren. Abweichende Wünsche können uns über den Anmeldebogen mitgeteilt werden.

Interview und Foto: Traudi Schlitt

Schulleiterin Gitta Holloch und der stellvertretende Schulleiter Joachim Gerking freuen sich auf die neuen Fünftklässler