Statt Reisen: digitale Briefe in die USA
Englisch-Kurs an der Alexander-von-Humboldt-Schule schließt Freundschaften über den Atlantik
LAUTERBACH (pm). Dass es in diesem und im vergangenen Jahr eher schlecht mit dem Reisen war, ist bekannt. Dass man sich dennoch begegnen kann, selbst über den großen Teich hinweg, das haben nun 18 Schülerinnen der Alexander-von-Humboldt-Schule gemeinsam mit ihrer Lehrerin Nadine Hübner bewiesen: Sie starteten nach den Osterferien einen regelmäßigen Nachrichtenverkehr mit Schülerinnen und Schülern der Falmouth Academy in Falmouth, Massachusetts.
Angeregt durch einen persönlichen Kontakt dorthin, hatte Hübner die Idee eines digitalen Briefaustauschs in zwei ihrer Englisch-Klassen getragen und war dabei auf viel Resonanz gestoßen. Sehr bald entspann sich ein reger digitaler Briefverkehr, der bei den Lehrkräften gesammelt und von dort an die jeweils andere Schule geschickt wurde. Die Informationen über das Leben in Lauterbach im Allgemeinen und an der Alexander-von-Humboldt-Schule im Besonderen wechselten sich mit Nachrichten aus Falmouth und der dortigen Schule ab, die Sprachen wechselten ebenso. „Die Verteilung über die Lehrkräfte war uns zum einen wegen des Datenschutzes wichtig, zum anderen aber auch, um eine gewisse Struktur zu schaffen. Darüber hinaus haben gar nicht alle Schülerinnen und Schüler in Massachusetts eine E-Mail-Adresse“, erklärt Hübner und ergänzt: „Auf diese Weise waren alle digitalen Briefe dann auch für alle zugänglich.“
Dass an diesem freiwilligen Projekt so viele Schülerinnen teilnehmen, zeigt, dass sie nach diesen kontaktarmen Zeiten Lust haben, sich auszutauschen und über den Unterricht hinaus tätig zu werden. „Wir haben viele Schülerinnen und Schüler aus der Falmouth Academy kennengelernt“, berichten die Achtklässlerinnen. „Wir haben erfahren, dass sich ihr Corona-Alltag gar nicht so sehr von unserem unterscheidet, auch wenn sie andere Regeln hatten, und wir konnten wirklich unsere Sprachkenntnisse verbessern“, erzählen sie. Letzteres hat sich nach eigenem Bekunden bereits in den ersten Kursarbeiten gezeigt. Für die Pendants in Massachusetts mag das ähnlich gewesen sein, denn die Korrespondenz verlief in beiden Sprachen. Besonders interessant war für die Vogelsberger Schülerinnen, etwas über den ungewöhnlichen Schulweg der US-Amerikaner zu erfahren: Da einige von ihnen auf der Insel Martha’s Vineyard leben, setzen sie zur Schule mit einer Fähre über. „Überhaupt war Corona gar nicht so sehr unser Thema, sondern wir hatten wirklich viele spannende Themen, über die wir uns ausgetauscht haben.“ Deutsche und amerikanische Klischees zum Beispiel. „Auf jeden Fall war es eine schöne Alternative zu den sonstigen Tätigkeiten im Home-Office“, war aus der Schülerinnengruppe zu hören.
Als Höhepunkt und vorläufigen Schlusspunkt der Aktion vor den Sommerferien haben die Schülerinnen und Schüler sich nun gegenseitig Filme gedreht – kleine Aufnahmen mit den Handys, die die Wohnorte zeigen, die Schule, Hobbys, Essen, alles, was man gerne erzählen und teilen möchte. Gemeinsam schaute die Gruppe sich die Filme aus den Staaten an und freuten sich, ihre Briefpartner fast live zu sehen.
„Unsere digitale Briefaktion ist zwar kein Ersatz für einen echten Austausch, aber es ist ein interkultureller und zweisprachiger Dialog – und das ist so viel besser als nichts. Die Schülerinnen haben gelernt, die Zielsprache authentisch zu nutzen, was viel mehr Spaß macht als nur Lerninhalte zu bearbeiten“, unterstreicht die Englischlehrerin die Bedeutung dieses Projekts, das vielleicht Pilotcharakter an der Schule hat, denn: Alle Schülerinnen und Schüler wünschen sich eine Fortführung des Projekts „digitale Briefe“. „Wir haben viel gelernt und hatten großen Spaß dabei“, so das Fazit der 14- bis 15-Jährigen. Bis es nach den Ferien vielleicht so weit ist, wollen sie ihre Kontakte in die USA auf jeden Fall aufrechterhalten: Viele der deutschen und der US-amerikanischen Jugendlichen sind jetzt schon über die Sozialen Medien verbunden.
Text: Traudi Schlitt; Foto und Grafik: Schule
Viel zu sehen hatten die Lauterbacherinnen auf den kleinen Filmen ihrer US-amerikanischen Brieffreunde.