„Wir werden heute gemeinsam eine Zeitreise machen.“

DDR-Zeitzeuge besucht AvH Lauterbach

Nicht nur der Wechsel des Klassensraums in den Kinosaal des ortsansässigen „Lichtspielhauses Lauterbach“ erzeugte das neue Erlebnis des Geschichtsunterrichts: Die vor den Sommerferien angesetzte Projektwoche unter dem Thema „Erinnerungskultur und Extremismusprävention“ ermöglichte ein Zusammentreffen mit dem DDR-Zeitzeugen Michael Meinicke.

Der 1948 in Berlin geborene Schriftsteller wurde aufgrund seiner Texte und Gedichte durch die Stasi als Staatsfeind eingestuft und in der DDR mehrfach zu Haftstrafen verurteilt. Erst gegen Ende der 1970er Jahre gelang ihm die Flucht aus der DDR in dem Kofferraum eines Autos. Der Autor lebt heute in der Nähe von Fritzlar.

Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler in den Stunden zuvor unter Begleitung ihrer Lehrkräfte über das Leben des Zeitzeugen informiert und Fragen notiert hatten, berichtete Meinicke lebhaft und mit einer Portion Witz und Augenzwinkern über seine Kindheit und Jugend im Ostteil Berlins. Neben seiner Wahrnehmung zentraler politischer Ereignisse, wie dem Aufstand vom 17. Juni 1953 oder dem Mauerbau, nahm Meinicke die Schülerinnen und Schüler mit auf eine gemeinsame Zeitreise durch die gesellschaftlichen Lebenswelten eines Jugendlichen Musikers und Schriftstellers in Ostberlin. Seine Erzählungen unterlegte Meinicke anschaulich u. a. mit Schallplattenmusik, privaten Fotografien mit zugehörigen Anekdoten oder Auszügen seiner Stasi-Akte.

Im Anschluss an seinen Vortrag suchten einige Schülerinnen und Schüler weiterhin das Gespräch mit dem mittlerweile 75-jährigen.

Der Kontakt wurde durch das Koordinierende Zeitzeugenbüro der Gedenkstätte Hohenschönhausen in Berlin hergestellt.

Text und Bilder: Jacqueline Reinisch